Klimaschutz-Pionierin im Fokus: Marilyn Heib von bettervest

 

Marilyn Heib & Patrick Mijnals, Gründerteam von Bettervest haben den 16. Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie Finanzdienstleister und Börsen gewonnen. (Bild Dezember 2023)

 

Auf der Crowdfunding-Plattform bettervest können Menschen seit 2012 in nachhaltige und zukunftsorientierte Impact-Projekte mit Fokus auf Afrika und Deutschland investieren. Mehr zur Success-Story von bettervest erzählt Co-Founder Marilyn Heib am 12.06. auf der Bühne der Businettes Female Funding Roadshow in Frankfurt!

 
 
 

Marilyn Heib

im Interview mit Businettes

Liebe Marilyn, mit bettervest bietet ihr seit über 12 Jahren eine Crowdinvesting Plattform für nachhaltige Energie-Projekte an. Wie kommt man auf diese Idee und das Konstrukt? Wie seid ihr gestartet?

Zukunftsforscher und Mitgründer von bettervest, Patrick Mijnals hatte damals die Idee zu bettervest. Zu dem Zeitpunkt war Crowdfunding (in deutsch Schwarmfinanzierung) in Deutschland noch ein sehr neues Thema – die ersten Crowdfunding Plattformen in Deutschland starteten im Jahr 2010. Patrick war inspiriert von einem Crowdfunding-Projekt, bei welchem sich mehrere Menschen zusammengeschlossen hatten, um gemeinsam eine Insel zu kaufen – er dachte sich, das Konzept kann man ja auch für den Bereich Nachhaltigkeit nutzen, und so entstand die Idee, mit Hilfe von Crowdinvesting nachhaltige Energie-Projekte zu finanzieren. Er stellte die Idee daraufhin bei einem Start-Up Weekend vor und überzeugte dort seine ersten zukünftigen Mitstreiter:innen. In den darauffolgenden Wochen rekrutierte Patrick weitere Mitgründer:innen mit unterschiedlichen Kompetenzen, darunter auch mich als Expertin für erneuerbare Energien und Energieeffizienz . Schon bald wurde aus einer Idee ein Business-Modell. In den ersten Jahren hatten wir Projekte in Deutschland mit unserer Crowd finanziert. Heute finanzieren wir vor allem Projekte in Afrika und Entwicklungsländern und können stolz sagen, dass wir zusammen mit unserer Crowd schon über 120 Projekte in über 20 Ländern finanziert haben mit einem Investitionsvolumen von über 24 Millionen Euro, wodurch über 1,6 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden konnten.

 

Können Startups aus dem Energie Bereich ebenfalls ein Investment-Projekt bei euch anlegen, oder für welche Unternehmen ist bettervest ideal?

Auch Startups aus dem Energie-Bereich können über bettervest ein Darlehen aufnehmen, solange sie gewisse Kriterien erfüllen. Zum einen muss sichergestellt sein, dass das Projekt klimaschädliche Emissionen oder den Verbrauch natürlicher Ressourcen reduziert und damit mindestens zum UN-Sustainable Development Goal 7 (Bezahlbare und Saubere Energie) oder SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) beiträgt. Außerdem sollte das Unternehmen seit mindestens 3 Jahren bestehen und sollte bereit sein, mindestens 10 Prozent des benötigten Finanzierungsvolumens durch Eigenkapital bereitzustellen. Zudem ist es wichtig, dass das Unternehmen den Investor:innen Sicherheiten bieten kann wie zum Beispiel die zu finanzierende Ware und/oder Garantien. Das sind einige der Kriterien, eine vollständige Checkliste gibt es auf unserer Website.

Interessierte Startups können gerne Kontakt zu uns aufnehmen, gerne durch das Kontaktfeld, zu welchem man auch durch den obigen Link gelangt. In einem unverbindlichen Beratungsgespräch können wir dann klären, ob das Startup die Kriterien erfüllt.

 

Du hast mit bettervest schon unterschiedliche Finanzierungsformen getestet und Erfahrungen mit Business Angel Investments oder Kredite gesammelt. Kannst du die verschiedenen Finanzierungsformen, die ihr in Anspruch genommen habt, aufzählen und eine kurze Bilanz ziehen, was aus deiner Perspektive die jeweiligen Vor- und Nachteile waren/sind?

Zum einen haben wir mit Angel-Investors gearbeitet – der Vorteil hier ist, dass sie uns beim Wachstum des Unternehmens helfen und dabei nicht die typischen Anforderungen stellen wie institutionelle Investoren und auch die Entscheidungsfindung ist deutlich schneller. Wir nutzen jedoch auch einen institutionellen Investor, das ist die Nachhaltigkeitsbank Triodos. Hier ist der Vorteil, dass wir von dem großen Netzwerk von Triodos profitieren und auch neue Crowd-Investor:innen gewinnen. Und natürlich hat ein institutioneller Investor größere finanzielle Ressourcen und kann mehr finanzielle Unterstützung leisten. Der Nachteil ist die höhere Bürokratie und die längere Entscheidungsfindung, da diese erst im Investitionsausschuss besprochen werden. Zudem haben wir verschiedene Fördergelder bekommen, z.B. von Energy4Impact oder RVO. Diese sind eher kleinere Summen, die für einen bestimmten Zweck verwendbar sind, z.B. für Projekte in Uganda. Der Nachteil ist, dass diese selten verfügbar sind, wir mit anderen Unternehmen um sie konkurrieren müssen und es schwierig ist, diese für das Wachstum von bettervest zu erhalten. Außerdem haben wir Fremdkapital in Anspruch genommen, zum einen durch den Triodos Emerging Markets Renewable Energy Fund der Triodos Bank und durch die Canopus Stiftung. Der Vorteil hier ist, dass diese leichter verfügbar sind, der Nachteil, dass es zurückgezahlt werden muss. Als letztes haben wir noch die Genussrechte. Es handelt sich dabei um ein eigenkapitalähnliches Finanzinstrument. Der Vorteil ist, dass es langfristig mit einer Laufzeit von 12 Jahren ist und bei einem Exit in Eigenkapital umgewandelt wird.

Ihr bietet außerdem Genussrechte und virtuelle Anteile an. Was genau hat es damit auf sich und welchen Gründerinnen würdest du das empfehlen und warum?

Das ist richtig, neben dem Nachrangdarlehen haben wir auch Genussrechte und virtuelle Anleihen auf unserer Plattform, um noch weitere Finanzierungsformen anzubieten. Das Genussrecht bieten wir momentan für unser Eigenfunding an, d.h. Investor:innen können in bettervest finanzieren und somit unser Wachstum unterstützen. Sie werden eine Art virtueller Shareholder von bettervest und profitieren so von unseren wirtschaftlichen Erfolgen. Ich würde das Finanzierungsinstrument für Gründer:innen empfehlen, die eine Finanzierung benötigen und es begrüßen, dass es in Eigenkapital umgewandelt werden kann, wenn es zu einem Exit kommt. Denn der Vorteil ist, dass es sich um ein langfristiges Darlehen ohne Zinsen handelt, bei dem die Rückzahlung erst am Ende der Laufzeit fällig ist.

 

Aktuell sucht ihr selber wieder Kapitalgeber:innen in Form eines Anchor Investors. Kannst du kurz erklären, worum es genau geht?

Wir wollen weiterwachsen und deswegen wollen wir Geld über eine andere Crowdfunding-Plattform einsammeln. Auf dieser befinden sich viele verschiedene Investor:innen, die zusammen eine Crowd ergeben und in verschiedenste Projekte investieren – und eins davon wird eben bettervest sein. Jedoch ist es so, dass diese Investor:innen nicht im Detail über das Geschäftsmodell von bettervest und die Bewertung informiert sind und aus diesem Grund wird es einen Anchor Investor geben. Dieser soll mit seiner Investition in bettervest der Crowd die Gewissheit geben, dass die Bewertung korrekt ist und hat auch detailliertere Kenntnisse über das Unternehmen und die Branche – somit stellt er eine Art Sicherheit für die Crowd dar.

 

Wie & wo können sich interessierte Investor:innen für das Anchor Investment bei euch informieren und welche Investment-Summe sucht ihr?  

Die Crowdfunding-Plattform auf welcher bettervest präsentiert werden soll und Eigenkapital sammeln wird heißt Crowd Cube. Dort können sich interessierte Investor:innen über das Projekt informieren, welches in 3-4 Wochen auf der Plattform online sein wird.

Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man registriert sich bei Crowd Cube als Investor:in und wird somit darüber informiert, wenn das Projekt online ist, oder man registriert sich bei bettervest, denn auch wir werden unserer Crowd die Möglichkeit geben, über Crowd Cube in das Projekt zu investieren. Die Summe, die wir insgesamt finanzieren wollen, liegt zwischen 700.000 € und 1.000.000 €.

Danke Marilyn für das spannende Interview!

About bettervest

Auf der Crowdfunding-Plattform von bettervest GmbH können Menschen seit 2012 in nachhaltige und zukunftsorientierte Impact-Projekte mit Fokus auf Afrika und Deutschland investieren. Im Gegenzug erhalten sie dafür eine feste Rendite.
bettervest finanziert vor allem Projekte in Afrika und Schwellenländern weltweit und unterstützt damit nicht nur den Klimaschutz, sondern auch die Menschen in diesen Ländern.

Seit der Gründung wurden bereits über 120 Projekte finanziert, durch dessen Umsetzung über 1,6 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Als Pionier auf diesem Gebiet ist bettervest mittlerweile eine beliebte Crowdinvesting-Plattform für Personen, die ihr Geld in nachhaltige Maßnahmen investieren wollen.

 
 

Marilyn Heib, Co-Founder & Geschäftsführerin @ bettervest

Marilyn Heib hat einen beachtlichen Karriereweg im Energie-Sektor gemacht: die Ingenieurin und Expertin für erneuerbare Energien und Energieeffizienz begann ihre Karriere beim Ökoinstitut IZES in Saarbrücken und kam danach in leitende Vertriebspositionen bei Conergy AG und PowerWind GmbH für Europa und die USA und bei PowerWind Ltd. in Delhi. Seit 2012 ist sie Geschäftsführerin und Mitgründerin der bettervest GmbH, einer Crowdfunding-Plattform zur Finanzierung nachhaltiger Energieprojekte durch Bürgerbeteiligung.

Zusätzlich gründete Marilyn 2007 den gemeinnützigen Verein Go for Climate e.V., der sich für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz einsetzt. Für ihre Leistungen wurde sie schon mehrfach ausgezeichnet (u.a. Woman Economic Forum in 2016), hat mehrere Publikationen zu Energieeffizienz verfasst und engagiert sich ehrenamtlich für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.

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Lerne Marilyn Heib persönlich auf der Female Funding Roadshow kennen!


 
Claire Siegert